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Aus dem Alltag einer Dauertouristin

Iryna lebt seit 20 Jahren in Deutschland. Ursprünglich aus der Ukraine, hat sie in Berlin Wirtschaftsinformatik studiert und arbeitet als Wirtschaftsprüferin und Finanzanalystin für ein Unternehmen mit Sitz in Tallinn und Büro in Berlin. Obwohl sie das Flair der Stadt und das große Angebot an Aktivitäten liebt, wird ihr die Großstadt im Sommer aufgrund des Klimawandels oft zu heiß und überwältigend. Vor einigen Jahren verbrachte sie zum ersten Mal ihren Urlaub an der Ostküste Schleswig-Holsteins und war sofort von der Seeluft und dem angenehmeren Klima begeistert – ganz zu schweigen von der Möglichkeit, sich im Meer abzukühlen.

Nach vielen Reisen in ihren jüngeren Jahren schätzt sie es nun, so nah einen Ort gefunden zu haben, an den sie immer wieder zurückkehren und länger verweilen kann. Sie gehört zu den sogenannten Dauertourist:innen, die für mehrere Monate im Jahr herkommen und von hier arbeiten. In der Regel bleibt Iryna von Mai bis Juli. Das erste Mal länger blieb sie in der Elternzeit mit ihrem nun vierjährigen Sohn und ihrem Lebenspartner Benjamin. Als Projektmanager für internationale Teams ist auch sein Arbeitgeber offen für das Modell einer „Workation“.

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Flexibel wohnen, smart tauschen

Iryna hat gerade ihre Arbeit für den Tag beendet und sitzt mit einer Tasse Schwarztee am Küchentisch ihrer Tauschwohnung. Dieses Jahr hatten sie besonders Glück, denkt sie. Zu Fuß sind es von ihrer Wohnung nur 5 Minuten bis zum Strand. Während sie darüber nachdenkt, wie sie die restliche Zeit nutzen möchte, bis ihr Partner Benjamin und ihr Sohn von ihrem Strandspaziergang zurückkommen, bemerkt sie ein leises Tropfen und entdeckt schnell ein Leck in der Wasserleitung unter dem Spülbecken.

„Nicht ideal, aber zum Glück leicht zu regeln“, denkt sie. Als erstes meldet sie der Eigentümerin über ihre „SwapNest“-App den kleinen Wasserschaden. Die „SwapNest“-App, die sie seit zwei Jahren nutzt, um ihre Wohnung für Ihren Aufenthalt in Schleswig-Holstein zu tauschen, bietet einfache Lösungen für solche Probleme. Auch grundsätzlich ist der Umgang ein Kinderspiel. Die App hat Irynas Wohnung in Berlin und die Ferienwohnung in Schleswig-Holstein automatisch gematcht, basierend auf ihren Präferenzen und Zeitfenstern, ohne dass sie direkte Tauschpartner finden musste. Während die Eigentümerin des kleinen Häuschens, in dem Iryna gerade sitzt, ihre Zeit in der Gegend von München beim Wandern genießt, verbringt unterdessen ein Paar aus Spanien in Irynas Wohnung den Berliner Sommer. Auf der Plattform vermieten auch viele ihre Zweitwohnungen. Das vermeidet Leerstand und wird mittlerweile steuerlich begünstig, weiß Iryna. Die Plattform erlaubt durch ihr elegantes Matchmaking sogar die Anmietung von Tauschwohnungen und den kostenlosen Zugriff auf Mietwohnungen für Tauschende.

Über die App wählt Iryna schnell einen Handwerker aus, der in der Region ansässig ist und mit „SwapNest“ kooperiert. Die Terminvereinbarung erfolgt in wenigen Minuten, und dessen Bezahlung wird direkt über die Plattform abgewickelt. Iryna schätzt es, dass sie sich dank der zusätzlichen Dienstleistungen der App – wie Versicherungen und optionalen Reinigungsservices – keine Sorgen machen muss, auch nicht um ihre eigene Wohnung. Mit einem zufriedenen Lächeln legt sie das Smartphone zur Seite. „Vielleicht gehe ich Benjamin und Carl einfach am Strand entgegen“, denkt sie.

Langzeitgäste als Wirtschaftsmotor

Iryna und ihre Familie besuchen den Wochenmarkt. Der Markt in der kleinen Gemeinde ist seit dem Zuzug der Dauertourist:innen ein voller Erfolg und wird ab nächsten Monat sogar zweimal pro Woche stattfinden. Iryna liebt den Markt, der nur fünf Gehminuten von ihrer Wohnung entfernt ist. „Alles, was wir brauchen, direkt vor der Haustür“, schwärmt sie mit zwei vollgepackten Einkaufstaschen in der Hand.

Wie die Touristen freuen sich auch viele Einheimische über das vergrößerte Angebot! Anders als bei klassischem Tourismus decken sich die Bedürfnisse der Dauertourist:innen häufig mit denen der Einheimischen und bringen durch die hinzukommende Kaufkraft Angebote in kleinere Kommunen, die zuvor verschwunden waren. So erklärt die Bürgermeisterin Annika Jansen auch die neue kleine Drogeriefiliale am Ende der Hauptstraße. An ihrem Wahlstand auf dem Wochenmarkt führt sie die vielen neuen Angebote in der Kommune auf den Ansatz zurück, die kleine Gemeinde vollständig auf Dauertouristen einzustellen und die touristische Kurzzeitvermietung unter einem Monat regulatorisch stark einzuschränken. Anfänglich gab das deutliche Widerstände bei den Besitzer:innen vieler Pensionen. Mittlerweile spricht der Erfolg aber für sich und viele Vermieter:innen haben sich daran gewöhnt, nicht kontinuierlich neue Gäste in Empfang nehmen zu müssen.

Graue Energie einsparen

„Iryna! Was für ein Zufall, dich hier zu sehen!“ Jens, ein Freund, den Iryna vor einigen Jahren bei einem lokalen Event kennengelernt hat, winkt Iryna von hinter einem Bauzaun. Jens arbeitet als Dachdecker und ist eigentlich fast immer auf irgendeinem Sanierungsprojekt in der Gemeinde tätig. Die für Dauertourismus teilvermieteten Wohnungen müssen strengere energetische Standards erfüllen, als noch vor ein paar Jahren, weshalb er alle Hände voll zu tun hat.

Das ist gut für ihn als Handwerker, denn Neubau findet in der Region trotz der gewachsenen Zahl an Dauertourist:innen kaum mehr statt. Das Stadtbild hat sich tatsächlich in den letzten Jahren hier kaum verändert. Die dadurch steigende Nachfrage nach Wohnraum und der Druck auf die Mietpreise werden durch den über Sharing reduzierten Leerstand von Zweitwohnungen und Wohnraumtausch zwischen älteren Menschen und jungen Familien zumindest einigermaßen ausgeglichen. „Ein echter Balanceakt“ meint Jens, „aber dadurch kann die graue Energie eingespart werden, die für Neubauten aufgewendet werden müsste und ganz nebenbei bleibt das Erscheinungsbild der Gemeinde erhalten. Die Idylle hier ist immerhin der Grund dafür, dass so viele unseren kleinen Ort als lebenswert uns attraktiv empfinden.“

Da diese Einsparungen eine deutlich größere Klimawirksamkeit haben als die energetische Sanierung von Bestand, hat die Landesregierung angesichts ohnehin steigender Mietpreise Vorgaben bezüglich energetischer Standards bei regulär genutzten Wohnflächen gelockert.

Wenn aus Gästen Nachbarn werden

Iryna trifft sich mit Freund:innen die sie hier in Schleswig-Holstein kennengelernt hat zum Müllsammeln am Strand. Sie sind alle Mitglieder im „Saubere Küste e.V.“. Während ihr Sohn Carl mit einigen anderen Kindern den Möwen hinterherjagt, füllen sich die mitgebrachten Tüten heute deutlich langsamer als sonst. „Vermutlich war Anfang der Woche schon eine andere Gruppe da“, vermutet Iryna und freut sich, über den heute besonders sauberen Strand.

Viele aus der Gruppe sind wie sie Dauertourist:innen, aber auch einige Zugezogene und gebürtige Schleswig-Holsteiner:innen sind dabei. Ihr Freundeskreis hat sich in den letzten Jahren schnell erweitert – auch, weil es nach der Arbeit leicht ist, Bekannte zu treffen, ohne weite Strecken zurücklegen zu müssen. Viele davon hat sie kennengelernt, als sie an einem mehrtägigen Projekt zur Wiedervernässung von Mooren mitgeholfen hat. In ihrem zweiten Jahr als Dauertouristin hat Iryna dafür an 4 Wochenenden abwechselnd mit ihrem Mann beim Zuschütten von Entwässerungsgräben geholfen. „Das war harte Arbeit“ erzählt sie lachend, „aber gleichzeitig hat das viele aus unserer Gruppe zusammengeschweißt. Solche gemeinsamen Freizeitbeschäftigungen sind für mich genau der richtige Ausgleich zur Arbeit im Homeoffice. Außerdem gibt mir das, das Gefühl mir hier etwas aufzubauen und mitzugestalten – auch wenn wie hier keine Wohnung besitzen, so sind wir durch unseren Verein doch ein fester Teil der Gemeinschaft hier im Ort geworden. Dass wir nur ein Viertel des Jahres hier leben, spielt da keine Rolle mehr.“